! ברוכים הבאים לנהריה


Ankunft in Nahariya

" !ברוכים הבאים לנהריה "
"Berukhim Haverim le Nahariya!" sagte unsere Chefin Iris am Bahnhof in Nahariya, als meine Mitfreiwillige Vanessa und ich dort am 25. September nachmittags ankamen. Herzlich Willkommen in Nahariya!
Nach einer entspannten Zugfahrt von Jerusalem über Tel Aviv in den Norden standen wir plötzlich in Nahariya und haben uns neugierig umgeschaut. Straßen, Läden und Gebäude wirkten noch fremd und etwas chaotisch, doch ich sollte sie in den nächsten vier Wochen noch viel besser kennen lernen.
Iris hat uns sehr warm empfangen und wir sind zunächst zu unserer Wohnung gefahren. Dort haben wir aber eigentlich nur kurz unser Gepäck abgestellt, uns kurz umgeschaut und überlegt, was wir für den Anfang einkaufen müssen. Dann ging es auch schon weiter: Gemeinsam mit Iris sind wir zunächst zur Stadtbibliothek und zum Musikzentrum gefahren. Iris´ Sohn hatte dort einen Termin und für uns war es eine wunderbare Möglichkeit, den Ort kennenzulernen und uns in der Bibliothek ein wenig umzuschauen.


In der Kinderabteilung haben wir uns fürs Hebräisch-Lernen ein paar Bücher ausgeliehen.
Von meiner Vorgängerin habe ich bereits erfahren, dass es hier in Nahariya eine Bläserband gibt. Nachdem das Musikzentrum direkt neben der Bibliothek ist, habe ich mich anschließend darüber informiert und wurde direkt zur Probe am nächsten Tag eingeladen.
Weiter ging es zum großen "Faisal-Market", ein arabischer Großmarkt etwas außerhalb der Stadt. Dort haben wir Falafel gegessen und die wichtigsten Dinge und Lebensmittel für den Anfang eingekauft. Ein ganz schönes Gewusel war das dort, aber wir haben alles bekommen und kannten schon mal den ersten Supermarkt hier in Nahariya.

In den nächsten Tagen hatten wir genug Zeit, um uns in unserem neuen Zuhause einzurichten und Nahariya zu erkunden. Unsere Wohnung war generell recht sauber, nur die Küche bedurfte einer Sonderräumung... Wir haben Bettwäsche und Decken gewaschen, unsere Zimmer ausgesucht und unsere Koffer ausgepackt. Schritt für Schritt arbeiteten wir uns vor und waren selber total begeistert von dem sichtbaren Unterschied! Wenn man einmal alles angefasst und gesehen hat, fühlt man sich auch gleich viel schneller zuhause.


Putzparty in der Küche
Natürlich sind wir auch zum Strand gegangen. Von unserer Wohnung sind es nur fünf Minuten zu Fuß und das Wasser ist immer noch wunderbar warm und erfrischend zugleich. So konnten wir auch die Straßen um unserer Wohnung herum besser kennenlernen und entdeckten Restaurants und verschiedene Läden auf der Hauptstraße.

Abends ist der Strand mit dem Sonnenuntergang eigentlich am schönsten. Man sieht recht viele Menschen den Strand entlang spazieren und die Atmosphäre ist locker und entspannt. Die Bars an der Promenade ist mehr oder weniger voll gefüllt und man sieht viele kleine Kinder mit Fahrrädern oder Rollern rumflitzen. Sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, wird es zwar etwas kühler, aber wir sind immer wieder erstaunt, wenn wir an der Temperaturanzeige vorbeilaufen und 26 Grad lesen...

Vom Strand aus, bzw. noch besser vom Meer aus sieht man übrigens die Grenze zum Libanon, die auf einem Hügel nur ca. 10 km entfernt liegt.





















Schon in Jerusalem haben Vanessa und ich von einer Familie hier in Nahariya erfahren, die uns zu Rosh Hashana (jüdisches Neujahr) einladen möchten. Als wir dann mit ihnen Kontakt aufgenommen haben, haben sie uns auch gleich zum Shabbatessen (Kiddush) am Freitagabend eingeladen. Die Eltern Avi und Tal haben vier Töchter: Enav und Adi sind 16-jährige Zwillinge, Ofri ist 19 Jahre alt und macht gerade ihren Wehrdienst und Inbar ist 23 Jahre alt und studiert in Afula. Wir wurden unglaublich liebevoll empfangen und hatten das Gefühl, sie wollen am liebsten, dass wir quasi gleich bei ihnen einziehen. Wir haben in den nächsten Tagen und Wochen viel Zeit bei ihnen verbracht und haben uns glaube ich gegenseitig schnell und tief ins Herz geschlossen. Ich fand es sehr beruhigend und natürlich super lieb, schon eine "Anlaufstelle" hier in Nahariya zu haben und die Familie ist ein weiterer Beweis für die Offenheit und bewundernswerte Gastfreundschaft vieler Israelis.

Inbar, Vanessa und ich mit unserem ersten Frozen Yogurt am Strand



Meine ersten Arbeitstage
 
Meine ersten Arbeitstage waren sehr spaßig, aufregend und etwas "balagan" (das hebräische Wort für chaotisch). Das lag vor allem einfach an den ersten vier Wochen, in denen gleich drei verschiede, sehr große jüdische Feiertag liegen, die fast alle mehr als einen Tag andauern (dazu kommt ein extra-Post).
Nachdem wir am Mittwoch ankamen, hatten wir den Donnerstag frei, dann war schon wieder Freitag und Samstag (also Wochenende) und am Sonntag und Montag war Rosh Hashana. Am Dienstag ging es dann um 6:30 Uhr los. Ganz schön früh, aber daran haben wir uns die nächsten Tage etwas gewöhnt. Wir waren mit Sasha, Simon, Izar und Or, dem "Hausmeisterteam" (oder auch Simon-Team genannt) unterwegs. In Nahariya gibt es insgesamt vier oder fünf WGs, wo jeweils um die vier Participants mit Betreuern zusammen leben. Das Simon-Team kümmert sich um alles am und ums Haus. Somit waren Vanessa und ich in diesen Tagen viel mit Gartenarbeit beschäftigt. Wir haben Laub zusammen gerecht, mit viel Mühe gefühlt alles aus dem Boden rausgerissen, was man gesehen hat und in dem einen Haus auch eine Rumpelkammer voller Möbel, Rollstühlen, Geschirr und anderem Krimskrams aussortiert und neu eingeräumt. In einem anderen Haus haben wir die Wände gestrichen und werden seitdem auch "professionelle Streicher" genannt.
Kommuniziert haben wir auf Englisch, Hebräisch, Russisch, Französisch, mit Händen und Füßen und hin und wieder hat Google Übersetzer auch ausgeholfen. Vor allem Sasha (dessen Englisch ungefähr soweit reicht, wie unser Hebräisch), hat sehr viel mit uns geredet und somit maßgeblich zu einer intensiven Wortschatzerweiterung beigetragen. Ganz nebenbei haben wir uns einfach wirklich gut miteinander verstanden und nachdem wir ihn auf einen Kaffee eingeladen haben, meinte er: "jetzt sind wir Freunde". :)
 


Ein Einkaufswagen eignet sich übrigens auch hervorragend für Gartenarbeit!
 
Eine Freundin aus Jerusalem hat mich gefragt, ob bei uns was schief gelaufen sei, dass wir jetzt Gartenarbeit machen müssen. Das lag aber - surprise - einfach an den Feiertagen.  Da viele der Participants (also der Bewohner/Teilnehmer) über die Feiertage bei ihren Familien waren, haben wir erst diese Woche (heute ist der 23.10.) mit der eigentlichen Arbeit mit den Paritcipants angefangen. Viele Programmpunkte, die es in der Regel gibt (wie beispielsweise Montags gemeinsam Fahrradfahren oder der "Shop for meaning"), fanden in diesen Tagen gar nicht statt. Für uns war es aber eine wunderbare Möglichkeit schon einige Menschen kennen zu lernen, die ganzen Häuser zu sehen und einen groben Überblick darüber zu bekommen, wo was ist. Ein paar generelle Infos haben wir immer mal wieder von Iris bekommen, vor allem, als wir bei ihr zum Shabbatessen eingeladen waren. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich immer noch nicht wirklich viel Ahnung habe, wie die nächsten Arbeitstage - und Wochen für mich aussehen. Die Kommunikation und Planung ist hier - und das sagt man auch gerne von sich selbst - einfach "balagan".
In den ersten paar Tagen sind wir außerdem nach Haifa gefahren. Kivunim ist auch dort tätig und wir haben dabei geholfen, einen neue Wohnung einzurichten. Dafür haben wir mal Möbel abgeholt oder die Wohnung schließlich sauber gemacht. Zu dem Foto unten gibt es noch eine kleine Story:
Für den Parkplatz musste man (wie in Deutschland auch oft) zahlen. Simon hat den Automaten, bzw. seine Kreditkarte irgendwie nicht kapiert, hat so also nicht gezahlt und gemeint, er kommt trotzdem raus. Einige Sekunden später standen wir mit Auto und Anhänger an der Schranke und nachdem wir (natürlich!) nicht raus kamen, haben die Männer versucht, dem Typen am Kassenhäuschen/Schalter das Dilemma zu erläutern - auf israelische Art! Das heißt, beide Seiten haben sich ganz schön hochgeschaukelt und nach einigen Minuten hörte man nur noch ein Chaos an lautem, aufregendem Hebräisch, Hupen von den Autos hinter uns wilden Handbewegungen. Vanessa und ich saßen einfach nur da und haben einerseits den Kopf geschüttelt, uns andererseits auch ganz schön amüsiert. Das Theater ging ganze 15 Minuten, bis wir schließlich draußen waren. Es war das Paradebeispiel dafür, wie Israelis Probleme lösen. Beim Mittagessen wurde übrigens noch weiter diskutiert.

Meine Arbeit bei Amcha (der psychosozialen Betreuungsstelle für Holocaustüberlebende und den Angehörigen der zweiten Generation) hat ebenfalls noch nicht begonnen. Wir haben uns einmal mit Hila, unserer Betreuerin von dort getroffen und uns näher kennengelernt. Sie hat uns ein bisschen war über die verschiedenen Aktivitäten erzählt, was Amcha generell macht, und was unsere Aufgaben sein werden. Einige Tage später haben wir dann gemeinsam mit Iris (unsere Betreuerin von Kivunim, dies unser Hauptprojekt ist) entschieden, dass ich 30 Stunden pro Woche bei Kivunim und 10 Stunden bei Amcha arbeiten werde. Vanessa hat 35 Stunden bei Kivunim und entsprechend dann 5 Stunden bei Amcha. Das bedeutet, dass ich insgesamt drei Holocaustüberlebende zuhause besuchen werde, einen wöchentlichen Club mitleiten darf, und mit Vanessa außerdem Englischunterricht anbieten werde. Bei den Hausbesuchen liegt es ganz an uns, wie oft und wann wir die Damen besuchen wollen. Ich bin schon sehr gespannt, wie das wird...

Ausflüge

Die letzten paar Wochen waren außerdem geprägt von einigen Ausflügen.
Am Morgen vor Rosh Hashana (d.h. Sonntagmorgen, da der Tag im Judentum immer mit dem Sonnenuntergang beginnt) sind Vanessa, Inbar, ihr Freund und ich nach Akko zum Hummus-Essen gefahren. Akko liegt ca. neun Kilometer südlich von Nahariya und ist eine wunderschöne alte, orientalische Stadt mit einem besonderen Flair. Vanessa und ich waren zunächst etwas erstaunt, dass wir zum Frühstück Hummus essen, doch nachdem am Abend dann das große Essen anstand, war so ein Frühstück perfekt, um den Magen bist dahin voll zu haben. Danach, sind wir noch ein bisschen durch die Altstadt geschlendert.


Daniel, Vanessa, Inbar und ich (v.l.n.r.)
 



In den Altstadt-Gassen war zum Glück nicht ganz so viel los und so konnten wir in Ruhe hindurch spazieren die besondere Atmosphäre genießen.












Die Haifa-WG hat alle Freiwilligen an einem Abend zu einem kleinen Zusammenkommen eingeladen. Da wir jeden Tag nur bis ca. halb zwei gearbeitet haben (die Arbeit begann ja um 6:30), nutzten wir die Zeit davor, um die Stadt ein wenig besser kennenzulernen. Leider konnten wir nur einen kleinen Teil der Bahai Gärten sehen, aber Haifa ist ja zum Glück nicht ganz so weit weg und wir sind noch lange genug hier.
Der gemeinsame Abend war anschließend sehr angenehm und es war spannend von den anderen zu hören, wie es ihnen mit allem so ergeht und was sie schon erlebt haben.




 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Da Tabea, Hanna, Sophie, Dora und Clara (die alle in Jerusalem wohnen) schon bis nach Haifa gefahren sind, haben wir uns im vorhinein überlegt, dass sie doch das Wochenende bei uns in Nahariya bleiben können, um ein bisschen Strand-Feeling zu genießen. Wir hatten somit ein tolles und lustiges Mädels-Wochenende mit viel Strand und Sonne, Frozen Yogurt, Griesbrei und einer Menge Spaß!
 
 
 
 
Eine Woche später sind wir zwei dann über das zweite Sukkotwochenende nach Jerusalem gefahren.
Wir haben ein bisschen Zeit im jüdischen Viertel der Altstadt verbracht und sind zufällig in eine große öffentliche Suka "gestolpert", in der gerade Livemusik lief.
 
 
 
Am nächsten Tag sind wir nach En Kerem "gewandert". Der Stadtteil liegt im Westen Jerusalems in einem kleinen Tal. Vom Mount Herzl geht man vorbei am Yad Vashem hinunter durch den "Jerusalemer Wald" und kommt nach ca. einer Stunde in die antike Stadt, die umgeben von Wäldern eher wie ein Dorf wirkt, und nicht wie ein Stadtteil Jerusalems.
 
 
 
Laut christlicher Tradition wurde dort Johannes der Täufer geboren, weshalb der Ort eine beliebte Pilgerstädte und generell christlich geprägt ist. Auch unter Israelis ist En Kerem beliebt, was unter anderem auch daran liegt, dass die Läden am Shabbat (Samstag) geöffnet haben.



 
Es ist also ganz offensichtlich sehr viel los hier und ich genieße jeden Tag, egal wie chaotisch oder anstrengend er auch manchmal sein mag.
Zu den jüdischen Feiertagen, die ich jetzt erwähnt habe, gibt es dieses Wochenende noch einen extra Post, es wäre zu kompliziert geworden, das hier auch noch alles zu erläutern.
 
Bis dahin liebe Grüße,
Emilia!

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